Montag, 19. Oktober 2015

Im Dschungel der tausend Bücherbände - Ein GLÜCKSkind auf der Frankfurter Buchmesse


Freitag Nachmittag. 15:15 Uhr. Es herrscht tropisches Klima. Ich ziehe mir meinen Safarihut (heute Morgen habe ich ihn noch für ein einfaches Modeaccessoir gehalten, doch nun hat er seine wahre Bestimmung gefunden) etwas tiefer in die Stirn, weil mich die zahllosen Glühbirnen von der Decke blenden. Dort oben finden sich auch einige Bücher, die wie Lianen über meinem Kopf baumeln. Eigentlich praktisch. Da könnte man beim Baum-zu-Baum-Schwingen auch noch unterhaltsamen Lesestoff studieren.

Es folgen Comic-Figuren, die mit ihrem Fallschirm zum Landeanflug auf das rege Dschungeltreiben unter sich ansetzen. Der Boden ist mit einer Art blauem Teppich ausgelegt und es kommt mir ein bisschen so vor,  als würde ich durch seichtes Amazonas-Wasser waten, in dem sich bestimmt einige fette Goldfische der Buchbranche tummeln. Es gestaltet sich nur als etwas schwierig, einen davon zu fassen – denn sie sind schnell, sehr glitschig und außerdem von unzähligen Besucheralgen umgeben, die mir kaum eine freie Sicht auf meine Umwelt ermöglichen. Ja, es herrscht reges Treiben. Ein Lärmpegel, als würde sich eine Truppe Dschungeläffchen um die letzte Banane streiten und wo man auch hinsieht, wird Beute in Form von vielen Tüten in allen Größen und Farben durch die Korridore geschleppt. 

Ich bin im Dschungel der tausend Bücherbände gelandet. Ein GLÜCKSkind auf der Frankfurter Buchmesse 2015. Ich recke meinen Kopf erst einmal in alle Richtungen, um mich zu orientieren. Ah ja. Ok. Das nächste Mal, bringe ich ein Fernglas mit. Vielleicht geht das dann einfacher. Kurzerhand entschließe ich mich einfach dazu loszulaufen und zwar so schnell und ungestüm, als würde ich einen Ritt auf einem trompetenden Elefanten wagen. Kann ja nichts passieren. In diesem Dschungel, habe ich mir sagen lassen, soll es keine lebensbedrohlichen Tiere geben. Also los. 


Kaum habe ich diesen Entschluss gefasst, wird mir von Seraphina Path – Autorin von „GLÜCKSzufall“ (erschienen im Selbstverlag), ein kleines rosa Säckchen in die Hand gedrückt. „GLÜCKSbotschaft“ steht darauf. Ich möchte spontan einen Freudentanz aufführen (macht mich das jetzt zu einem Bücher-Buschmenschen?!), weil ich mich so darüber freue, auch hier Verbündete gefunden zu haben. Ich entscheide mich dann aber doch lieber dafür, mir ganz brav eines der kleinen Kärtchen im Inneren des Beutels näher anzusehen. Ohne Regen - äh - Freudentanz versteht sich. Das fällt nämlich weniger auf. 
„Lass Dich nicht von äußeren Umständen ablenken, sondern folge stets Deiner Intuition und Deinem Herz.“ Puhh, denke ich. Das wird schwierig. Ich versuche es trotzdem irgendwie umzusetzen und fange mutig an, mir einen Weg durch die Besucheralgen zu bahnen, um einige Goldfische der großen Verlage einzufangen. Meine Angelruten á la "Nimmt kein Blatt vor den Mund" natürlich im Gepäck. 

Ich komme mir vor wie Alice, die ganz unverhofft durch ihr Kaninchenloch fiel und auf der anderen Seite, mit Augen so groß wie Unterteller, im Bücherwunderland von einer Attraktion zur Nächsten wandelt. Und die einzige "Gefahr", die ihr dabei im Nacken sitzt, ist die rote Königin namens Zeit … denn die läuft einem hier wirklich davon. Und dabei reite ich immer noch auf meinem imaginären Elefanten … 

Es gibt gemütliche Sofaecken, bunte, japanische Kuscheltiere, Feder-Mobiles, weiße Gliterzbäume, und natürlich Bücher, Bücher, Bücher – in allen Farben und Formen. Zudem werden zahllose Lesungen und Info-Veranstaltungen gehalten, auf denen Autoren und andere wichtige Persönlichkeiten zu Themen wie „Selfpublishing“ ihre Meinung kundtun. Auch Thomas Gottschalk lässt es sich nicht nehmen, seine jüngst erschienene Biographie vorzustellen, die er mit sehr viel Charme und Witz einzuleiten versteht – auch wenn man ihn vor lauter wallenden Besucheralgen fast nicht sehen kann. Obwohl – besonders große Goldfische schillern selbst durchs dichteste Gestrüpp.

Ich bin natürlich nicht ohne Grund gekommen – nicht nur, weil mich die Neugier packte und ich mir vornahm auch einmal Teil dieses Events zu sein, sondern auch weil ich auf der Suche nach Literatur fürs Herz bin. Worte, die auch etwas für meine GLÜCKSpilze sein könnten und von denen ich ihnen dann hier, in meinem kleinen GLÜCKSnest, erzählen kann. Und - siehe da - ich werde tatsächlich fündig – „Die Kunst des Schnurrens“ von David Michie und „Monsieur Jean und sein Gespür für Glück“ von Thomas Montaner, haben besonders meine Begeisterung geweckt und ich lasse es nicht aus, die Verlage ganz freundlich um ein Ansichtsexemplar zu bitten (Angelrute "Nimmt kein Blatt vor den Mund" war mal wieder besonders aktiv …), das hoffentlich bald seinen Weg in meinen Briefkasten findet, damit die nächste Buchrezension nicht lange auf sich warten lässt. 


Zwischen hohen Regalen erspähe ich immer wieder scheinbar wichtige Leute, die sich an kleinen Tischen zwischen Cappuccino und Sprudelwasser zu für mich nicht entzifferbaren Themen austauschen. Eigentlich würde ich da jetzt auch gern sitzen und einen Lektor bezüglich der Applepie Stories bequatschen. Doch die rote Königin legt dann wieder mal ihre spitzen Finger auf meine Schulter und ich muss mir eingestehen, dass sich das ohne Termin als äußerst schwierig gestaltet. Also am besten vorab bei den Verlagen anrufen und Termine vereinbaren. Da habe ich wieder was gelernt. 

Ab 18 Uhr sind alle in Feierabend-Stimmung. Der ein oder andere stößt dann auch mal mit einem Gläschen Sekt auf den erfolgreichen Tag an. Es wird zu kleinen Häppchen an den Ständen Smaltalk geführt und damit mental auf den nächsten Dschungeltag vorbereitet. Und dort findet sich dann auch gewiss eine neue Alice wieder, die mit ihren Unterteller-großen Augen um die Stände springt und vielleicht sogar aus ihren magischen Erlebnissen einen kleinen Blogeintrag zaubert. Nur den Elefanten, den lässt sie lieber Zuhause und nimmt sich von Anfang an ein bisschen mehr Zeit mit. 





Dienstag, 13. Oktober 2015

Ein GLÜCKSkind am 1. Nürnberger Bloggertag


Ein überschaubares Grüppchen gut gekleideter junger Frauen steht am Nürnberger Hauptbahnhof und prostet sich mit kleinen rosa Sektfläschchen zu. Um sie herum hüpft, ganz unauffällig, ein Mann mit Hut und knipst Bilder. Man hätte ihn für einen Paparazzi halten können, wenn seine Anwesenheit nicht ausdrücklich erwünscht gewesen wäre und die vielen Fashionistas sogar ab und zu ganz bewusst ihr schönstes Lächeln in das Auge seiner Kamera werfen. Und mitten in diesem Mode-Trüppchen bin ich: Ein kleiner Paradiesvogel des GLÜCKS, der sich auf eine andere Insel verirrt hat und mit Erstaunen feststellen darf, dass es auch hier schöne Blumen gibt.

Motiviert hebe also auch ich meinen pinken Sekt gegen den Wolken verhangenen Himmel und läute damit heroisch den ersten Nürnberger Bloggertag ein. Und dann kann sie auch schon losgehen: die Jagd nach dem GLÜCK - denn wie wir ja wissen, versteckt es sich an jeder Ecke, selbst in der Fashion-Blogger-Welt, die auf den ersten Blick vielleicht recht oberflächlich erscheinen mag. Aber Hand aufs Herz - selbst, oder sogar gerade in einem Kleiderschrank, lässt sich des Öfteren ein Stück GLÜCK aufstöbern, das uns zu mehr Grazie und Selbstbewusstsein verhilft.

Ich werde hier jetzt sicherlich nicht erläutern, wie lange ich vor meinem gestanden bin, bis das passende Teil den Weg in meine Arme gefunden hat und ich mit einem einigermaßen zufriedenen Seufzen vor meinem Spiegel posierte. 
Ich kann gar nicht sagen, ob es meinen Begleiterinnen ähnlich schwer fiel ein passendes Outfit herauszusuchen. Obwohl das ja sicherlich zum Fashion-Blogger-Alltag gehört und der Satz "Ein Kleiderschrank voll Nichts zum Anziehen" vielleicht auch nur auf normal Sterbliche wie mich bezogen werden kann. Angesichts der Tatsache, dass alle jedoch wirklich ganz hinreisend aussehen, kann ich ich mir jedoch sehr gut vorstellen, wie auch diese ein kleines Fashion-Balett vor ihrem Kleiderschrank absolviert haben, bevor endlich das passende Outfit zusammen gestellt war und ein triumphierendes Lächeln ihre Lippen zierte. 

Ich muss zugeben, ich habe erwartet, dass mindestens jede Zweite von ihnen einen Hut trägt, einen Poncho um hat oder sonst eines der in meinem Kopf sorgsam zurechtgelegten Klischees über Fashion-Blogger nicht auslässt. Doch ich habe mich getäuscht. Gerade mal eine Bloggerin - Instagram Schönheit Deborah Bussu - hat an jenem doch etwas grauen Herbstsamstag einen Hut auf dem Kopf. Was allerdings ziemlich hoch im Trend zu stehen scheint: Fellwesten. Ich traue mich ehrlich gesagt nicht nachzufragen, ob sie "echt" seien, denn dann würde mich die ein oder andere Weste eventuell sogar noch anspringen und die Frage hätte sich mit einem Mal ganz von alleine erübrigt. Wäre doch praktisch gewesen, schließlich erspart das einem die lästige Fragerei und ich hätte mich nicht sofort als wissbegierige Journalistin geoutet?! Na also hört mal! Ich wäre mit einem riesigen Schock davon gekommen -  zumal ich eigentlich nur dann gerne mit Fell in Berührung komme, wenn es noch Geräusche von sich gibt und sich von ganz alleine über den Boden fortbewegen kann. Aber da ich ein ganz friedfertiges GLÜCKSkind bin, werde ich der kleinen Tierschützerin in mir vorerst einen dominanten Finger auf die Lippen legen.

Unsere erste Station ist das Café Eders in Zirndorf, wo ich mir gleich einen Latte Macciato mit Sojamilch bestelle und danach eifrig damit beschäftigt bin die alten Dachbalken, die Vintage Einrichtung und natürlich die für uns ganz adrett zurecht gemachten Cupcakes und Cake Pops von Sandybel anzuhimmeln. Treue Leser wissen, dass ich eine ganz besondere Bindung zu Cupcakes habe und so ist es nur verständlich, dass ich gefühlte Stunden damit zubringe sie aus allen möglichen Perspektiven mit meinem Handy abzufotografieren. Das Schöne ist - wenn man sich unter Bloggern aufhält, fällt man damit gar nicht auf. Das ist ungefähr so, als würde man unter lauter Kaninchen mit genussvollem Schmatzen eine Karotte vernaschen. Ganz normal. Blogger-Alltag eben.
Zu Tee, Café und allerhand Naschkram - darunter sogar vegane Dinkelpflaumenmuffins mit ausschließlich kontrollierten Bio-Zutaten - lernen wir uns dann alle ganz unkompliziert kennen. Mit dabei DressforFriends und Pierre Lang, deren Pastellgrüne Goody-Bags ein echter Blickfang sind.

Nachdem wir uns den Bauch vollgeschlagen haben, ist das Private-Shopping an der Reihe. Ich weiß schon. Andere würden nach einem derartigen Süßigkeiten-Konsum das Fitnesstudio präferieren, aber wenn wir mal ganz ehrlich sind, ist Shopping auch so eine Art Leistungssport! Jedenfalls wenn man es richtig anstellt - und bei unserem nächsten Stop - Nantia's Fashion Store nämlich - kann man sich richtig austoben!
Als ich zum ersten Mal meine Füße in Nantia's Laden setze, kann ich mir bewundernde Ah's und Oh's gar nicht verkneifen, weil sich vor meinen Augen ein richtiger Mädchentraum in Pink manifestiert hat. Ich muss kurzerhand an den Sekt vom Anfang denken und daran, dass er perfekt in diese Location gepasst hätte, doch ich werde sehr schnell von meiner rosaroten Gedankenwolke heruntergebracht, als mir ein neues Glas in die Hand gedrückt wird. Auf einem kleinen Laufsteg im Zentrum des Ladens warten liebevoll hergerichtete Goody-Bags und wo man auch hinsieht, gibt es außergewöhnliche Modestücke zu entdecken, die bald von der munteren Bloggerschaar in Augenschein genommen werden.

Den perfekten Ausklang des Tages haben wir in der Ledermanufaktur von Lecrio. Dort wartet nämlich eine romantisch und liebevoll gedeckte Tafel inmitten von Leder und Nähmaschinen auf uns. Zwischen den köstlichen drei Gängen - wir werden von der Kochbuchautorin Katerina Dimitriadis ("Käts Lunchbox") kulinarisch verwöhnt - dürfen sich die Modebloggerinnen sogar ihre eigene Handtasche kreieren. Als GLÜCKSkind bin ich in diesem Moment zum ersten Mal etwas traurig, keine Modebloggerin zu sein - denn nur zu gerne hätte auch ich meiner Kreativität freien Lauf gelassen. Ich nutze die Zeit jedoch anderweitig und denke darüber nach, was ich an diesem Tag alles für neue Einsichten mitgenommen habe. Nicht lange und mir fällt auf, dass ich mich ganz inspiriert fühle und ernsthaft mit dem Gedanken spiele euch bald unter der Kategorie "Inspiration" auch das ein oder andere GLÜCKSoutfit vorzustellen.

Können GLÜCK und Fashion also in einem Atemzug genannt werden? Der heutige Tag sollte eigentlich die Antwort für mich parat halten. Nachdem ich ein paar mal grübelnd die Stirn verzogen habe, fliegt mir die Erkenntnis einfach so zu:  Ja, solange es dem Ziel dient uns selbst wohler in unserer Haut zu fühlen und nicht nur dem, anderen etwas beweisen zu wollen oder besser dazustehen. Ja, wenn die GLÜCKShormone beim Anblick im Spiegel Tango tanzen und doppelt ja, wenn wir uns dabei einfach federleicht und pudelwohl fühlen und am liebsten gleich lachend durch den Raum steppen würden. Denn so sollte das Leben sein: wie ein Tanz auf unserem persönlichen GLÜCKSpaket. Wahre Meister können dort auch in einem Kartoffelsack tanzen, aber es kann durchaus von Nutzen sein, dort erst einmal in einem schillernden Abendkleid zu beginnen.