Man sollte es nicht glauben, aber Kater
Topolino ist nicht
der einzige Mann, mit dem ich mein Leben teile. Das ist mir heute, an dem Tag,
an dem viele männliche Individuen denken, sie müssten in den nächsten
Blumenladen rennen, um ein Duzend Rosen für ihre Liebste heran zu schleppen - oder kurz: Valentinstag - sehr präsent in den Sinn gekommen und ich habe überlegt, dass ich mich doch mit
einer Tasse Tee an das Fenster meines Turmzimmers setzen sollte, um mit meiner
Feder des GLÜCKS ein paar Worte auf knisterndes Pergament zu kratzen.
Ich muss das so dramatisch formulieren, weil mechanisch
klappernde Computertasten sich nicht einmal halb so romantisch anhören und
schließlich ist das gerade ja das Thema schlechthin, bei dem ich natürlich keine
Ausnahme darstellen darf. Und da ich mich insgeheim als Vorsitzende des „Clubs
der (toten) Romantiker“ (den so viele gibt’s davon ja nicht mehr) ansehe, stehe
ich natürlich ganz besonders in der Pflicht die Liebe in der Luft mit ein paar
koketten Worten des GLÜCKS zu würzen.
Zugegebener Maßen, muss ich mich gerade durchaus bemühen,
auf meinem gemütlichen Sessel still zu sitzen und nicht mit kleinen,
flauschigen Engelsflügelchen verzauberte Liebespfeile auf wildfremde Passanten
abzuschießen. Einfach so, weil dann ein paar mehr unter ihnen dieses für alle
anderen überaus treudoofe Lächeln auf den Lippen trügen.
Aber ich mag das. Ich
bin ja selbst so eine. Wenn ich verliebt bin, dann aber richtig, dann schwebe ich auf einer rosaroten
Wolke durch meinen Alltag. Nicht, dass die irgendjemand außer mir selbst sehen
kann, aber ich fühle mich darauf so wundervoll geborgen, dass ich nicht selten
Gefahr laufe vor lauter Schwärmereien gegen die nächstbeste Laterne zu laufen.
Und selbst wenn es dann ein überaus beängstigendes Geräusch geben würde, nachdem
man sich fragt, wie bei einem derartigen Knall all meine Zähne noch vorhanden
sein können, würde ich wahrscheinlich immer noch lächeln und mit meinen Fingern
die Buchstaben meines Angebeteten in den Himmel malen, den ich vom Boden aus
natürlich ganz wunderbar beobachten
kann.
Verliebt sein. Das ist schon eine ganz wunderbare Sache. Und
meine Mama sagte mir einmal, dass es doch viel wichtiger sei jemanden zu finden, den ich lieben kann und nicht anders herum, jemanden zu finden, der mich liebt.
Ich glaube, dass ich ihre Worte nicht zu jedem Zeitpunkt in meinem Leben
wirklich verstanden hätte. Gut, dass ich 2016 ein weiseres Individuum bin und mit
meiner Taschenlampe der Neugierde jedes noch so verkappte Rätsel lösen möchte.
Wenn man sich wirklich mal damit auseinander setzt, dann ist
es tatsächlich so, dass es wesentlich einfacher ist geliebt zu werden als
anders herum, weil wir uns, wenn wir selbst lieben natürlich auch automatisch
in die Schusslinie diverser Verletzungen begeben, bei denen wir uns gesagt
haben, dass es ratsam sei sich diesen unter keinen Umständen (noch einmal)
freiwillig auszuliefern.
Aber da Liebe so eine große Sache ist, finde ich, sollten
dafür auch „große Risiken“ in Kauf genommen werden. Und ja, eher sollten wir
erpicht darauf sein jemanden zu finden, den wir lieben können, denn wenn wir nur jemanden suchen, der uns liebt würde er damit lediglich die Funktion einnehmen
ein Defizit in uns auszufüllen, welches auszulöschen allerdings allein wir im
Stande sind.
Jemanden zu finden den wir lieben können – jetzt verstehe
ich, dass das was mit Selbstliebe zu tun hat. Weil alles bei uns anfängt, auch
die Fähigkeit wirklich und aufrichtig zu lieben und sich damit als
funktionierendes Glied in eine Beziehung zu begeben.
Es kann nämlich nicht jeder Mann so unkompliziert wie
Topolino sein, der einmal nur genüsslich aufschnurren muss, damit ich spüren
kann, wie mein Herz vor Entzücken anschwillt. Ich meine - jetzt mal ernsthaft! Der kann mich sogar noch Diva-mäßig mit seiner Tatze schlagen und ich gurre immer noch ein verträumtes "Ach meine süße, kleine, dicke Knutschkugel!" - Worte, die in diesem Zusammenhang bei einem Menschen wohl weniger gönnerhaft ausgefallen wären. Tatsächlich ist es so, dass ein
Großteil Mann überaus sonderbar ist und nicht selten auch in mir
kleine Fragezeichen aufsteigen lassen, die ich bis jetzt nicht zu entwirren
wusste. Praktisch wäre es da doch, wenn ich meinem kleinen, korpulenten Topo einfach
einen dicken Kuss auf die Schnauze geben könnte, damit sich dieser in ein
stattliches Exemplar Mann verwandelt. So ein neu erzähltes der „Froschkönig“, nur
dass meine Geschichte dann selbstredend „Der Katerkönig“ heißt.