Sonntag, 27. September 2015
Wie uns der Herbst dabei helfen kann unsere Sorgen loszulassen ♥
Die Natur macht es uns vor: Blätter färben sich golden, rot und braun, um dann vom Wind getragen auf die Erde zu fallen. Die Natur trennt sich von Altem, lässt los - ein ganz natürlicher Prozess. Wenn wir das sinnbildlich auf uns Menschen übertragen, ist jetzt in diesem Moment die beste Zeit, um allen Sorgen und Ängsten Lebewohl zu sagen, sie ziehen zu lassen wie Herbstblätter, die getragen vom Wind ihren Weg ins Ungewisse suchen.
Für Laubbäume gehört dieses alljährliche Herbstritual zum Überleben: All die guten Nährstoffe werden aus den Blättern gezogen, um in der Rinde gespeichert zu werden. So sollten wir das auch machen: alles Gute in uns sammeln, alles Schlechte loslassen, damit wir uns ruhig und sicher, fest verwurzelt - wie eben Laubbäume auch - gegenüber der Kälte des Winters behaupten können.
Eine Möglichkeit, um sich von unnötigem Ballast zu befreien zu können möchte ich euch im Folgenden gerne vorstellen. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes "Sorgenschiffchen" zu dem mich ein Artikel in der "Herzstück" inspiriert hat. Ich fand das eine so entzückende Idee, dass ich mich kurzerhand dazu entschloss selbst loszustiefeln um es einfach mal auszuprobieren, schließlich hatte ich ja nichts zu verlieren - obwohl das in diesem Fall wohl etwas unglücklich formuliert ist. Denn tatsächlich gibt ja ganz viel Unnötiges zu verlieren, da wohl jeder von uns seine Sorgenpäckchen mit sich herumschleppt, die er gerne mal irgendwo abliefern würde und dann nie mehr zurücksehen, nicht wahr?
Also habe ich mich in Schal und Mütze gehüllt, dazu Papier und Stifte eingepackt und hinaus ging es, während die Herbstsonne meine Wangen küsste und der raue Wind ein wenig an meiner Garderobe rüttelte, als hätte er mir etwas ganz Wichtiges mitzuteilen - vielleicht, war es aber auch nur ein heiteres Summen der Zustimmung, das er so eindringlich an den Tag legte. Meine Füße trugen mich durch raschelndes Herbstlaub, ich bin einfach meiner Nase gefolgt, bis ich schließlich an einen See gelangte und mich dort niederließ.
Daraufhin schnappte ich mir mein Blatt Papier und schrieb allen emotionalen Ballast auf, den ich gerne loswerden wollte. Und daraus wurde dann nach einigen kreativen Handgriffen, mein ganz persönliches "Sorgenschiffchen", das ich mit einem unendlichen Gefühl des Befreiung auf den Wellen meines Sees davon gleiten ließ und dabei zusehen konnte, wie es langsam aber sicher immer schwerer wurde, um dann mit einem kurzen, sehnsuchtsvollen Seufzen gänzlich am dunklen Grund des Sees zu versinken.
Natürlich geht es wahrscheinlich nicht von heute auf morgen sich wirklich gänzlich von alten Mustern und Überzeugungen zu befreien, die einem nicht gut tun - aber ich behaupte immer, dass man das Glück trainieren sollte wie einen Sixpack, den man ja auch nicht sofort hat, wenn man sich an einem Abend mal dazu aufgerafft hat das Fitnessstudio aufzusuchen.
Zu diesem Thema hat Martin Luther King einmal wunderbar passende Worte gefunden, die ich ich mir bis heute immer wieder ins Gedächtnis rufe: "Mach den ersten Schritt im Vertrauen, du brauchst nicht den ganzen Weg zu sehen. Mach einfach den ersten Schritt!" Und in diesem Sinne sende ich euch ganz hoffnungsvolle Grüße an diesem wunderbar sonnigen Herbstsonntag und hoffe, dass der ein oder andere eine kleine Inspiration aus der "Sorgenschiffchen"-Idee ziehen konnte. Eine Bastelanleitung habe ich euch selbstverständlich noch gezeichnet, ihr findet sie etwas weiter unten.
Sonntag, 20. September 2015
Der Welt beim Atmen zusehen - Im Café "Zum schönen René"
Ich hob unvermittelt den Kopf und spähte aus dem Fenster, als hätte jemand dagegen geklopft, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Tatsächlich war es nur der Regen, der dort vor den Scheiben sein nasses Lied vor sich hin plätscherte und ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen, als ich mich seufzend zurück lehnte und mich ganz und gar in meiner kleinen, zauberhaften Welt einmummelte, so wie man einen besonders kuschligen Pullover immer fester um sich schlingt, während ich der Welt beim Atmen zusah.
Woran mag es bloß liegen, dass mich die Muse ausgerechnet immer dann küsst, wenn ich meine Füße in ein Café setze? Ist es der Geruch von frisch gemahlenem Kaffee oder das cremige Gefühl von Kuchen auf der Zunge?
Lola Applepie - die Protagonistin meiner Applepie Stories, ist auch Besitzerin eines süßen kleinen britischen Cafés mitten in Südengland und wenn ich ehrlich bin, ist diese Geschichte nicht nur zu einem Großteil in Cafés entstanden, sondern ich liebäugle sogar schon länger mit dem Gedanken irgendwann selbst Besitzerin eines kleinen, zauberhaften Cafés zu werden, in dem ich dann "Fairy Cupcakes" mit einem geheimnisumwogenen Lächeln serviere und dabei ein "Verzehr auf eigene Gefahr!", säusele, während mir meine Gäste daraufhin ein verdutztes wenngleich sehr neugieriges Lächeln schenken. Für die, welche die Applepie Stories noch nicht kennen: die Fairy Cupcakes sind magische Gebäcke, die einem - teigigen Ginis gleich - jeden Wunsch erfüllen, sobald sie erst verzehrt worden sind ... Leider mit nicht ganz so schönen Nebenwirkungen ... neugierig? Dann erfahrt ihr hier mehr: http://bit.ly/1NEECtj
Ich lehnte mich also seufzend an den schönen René (nein, kein neuer Lover, der Name des Cafés in dem ich saß ist "Zum schönen René") und nippte an meinem Latte Macciato, von dem ich vorher in nicht unauffälliger Blogger-Manier natürlich aus allen möglichen Positionen Fotos geschossen hatte. Ich denke mir schon gar nichts mehr bei all den belustigten Blicken, die mir dabei zusahen, wie ich mit liebevollem Eifer meinen Tisch umräumte, wie ein ehrgeiziger Starfotograf davor auf und abtripelte, als führte ich ein bizarres Ballett auf, und ganz selbstverständlich und stolz meine Handykamera davor platzierte, als hielte ich das neueste Canon-Modell in den Händen. Mein "Fotografen-Ballet" praktizierte ich mit einem solchen Eifer - man sollte meinen, mir wäre vorhin ein dampfendes Glas "George Clooney" serviert worden. Aber gut.
Man wird sich jetzt vielleicht fragen, was mich in die Arme des "schönen Renés" lockte. René befindet sich nur einen Katzensprung vom Würzburger Bahnhof entfernt und war somit die perfekte Anlaufstelle für mich, um in gemütlicher Atmosphäre nicht nur dem Regen zu entfliehen, sondern auch ganz entspannt auf meinen nächsten Zug in die Heimat zu warten.
Ich war schon öfter daran vorbei gelaufen, wenn ich Würzburg besuchte, hatte aber noch nie die Gelegenheit dazu gehabt das Innere genauer unter die Lupe zu nehmen. Dabei lädt das bunte "shabby chic"-Ambiente durchaus zum Verweilen ein und versprüht seinen ganz eigenen Charme, dem sich ein GLÜCKSkind natürlich nicht so leicht entziehen kann. Auch wenn mein Tisch etwas klebrig war und ich mich unweigerlich fragen musste, wann dieser wohl das letzte Mal Bekanntschaft mit einem Lappen gemacht hatte, genoss ich meinen Aufenthalt sehr. Später sollte ich dann noch erfahren, dass dort auch Abendveranstaltungen stattfinden, was den leichten Biergeruch in der Luft, den ich doch nicht ganz zu ignorieren vermochte, erklärte. Am helligten Tag jedoch war nichts zu sehen von angeschwipsten Partygästen, die ausversehen Bier auf den Tischen verschütteten, woher besagtes Kleben stammen könnte - wenn ich nun weiter meine Gedanken um dieses Mysterium kreisen lasse.
Mein Latte Macciato wurde mit Dinkelkeks serviert, die Bedienung - ein netter junger Mann der hinter der Theke offenbar auch die elektronische Musik mit seinem Mac regelte - war freundlich und begrüßte mich beim Eintreten mit einem breiten Lächeln. Zwar hätte ich mich noch wohler gefühlt, hätte es im Hintergrund etwa sanfte Jazzmusik oder Klassik gegeben, aber ich werde jetzt nicht zimperlich sein, da ich ohnehin zu beschäftigt damit war die kreative Einrichtung zu bewundern. Wenn ihr also das nächste Mal in Würzburg seid, stattet dem charmanten René einen Besuch ab - denn auch wenn es dort keine "Fairy Cupcakes" gibt - er freut sich bestimmt - und wer weiß, vielleicht gibt er euch ja auch einen (Musen-)Kuss mit, der in meinem Fall dieser kleine Blogeintrag für euch war.
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