Sonntag, 16. September 2012

Frühstück mit dem Glück



Alle Ungeduldigen (oder, bringen wir es auf den Punkt: Lesefaulen) hören sich ganz bequem die  HörspielVersion weiter unten an! 
    Viel Spaß!


"Hier bin ich!", du hörst ihre Stimme, siehst ihre voller Vorfreude herumfuchtelnden Arme und wie ihr zierlicher, kleiner Körper an einer von Rosen umschlungenen Einfahrt steht. Der Herbstwind zerzaust ihre langen, welligen Haare und sie hat ihren kleinen, roten Erdbeermund zu einem ausgelassenen Lächeln verzogen, als sie dir mit breiten Sprüngen entgegen hüpft und kurz darauf ihre Ärmchen um deinen Oberkörper schlingt. Sie ist winzig, reicht dir gerade mal bis zur Brust und während sie dir das letzte Bisschen Luft aus den Lungen quetscht, tätschelst du unbeholfen ihr seidiges Haar. 

"Endlich bist du da!", Happy seufzt glücklich, lässt von dir ab und blickt dich dann durch ihre riesigen, blauen Augen neugierig an. "Hast du gut hierher gefunden?", fragt sie und nicht zum ersten Mal in deinem Leben stellst du fest, dass ihr Lächeln einfach entzückend ist. Sie lächelt wie jemand, dem noch nie etwas Schlechtes widerfahren ist, ungezwungen und aufrichtig. Das zu sehen, lässt auch dich all die Unsicherheiten des Alltages vergessen. Wenn du hier bist, scheint all das nebensächlich geworden zu sein. Hier herrscht Ruhe, es gibt keine quietschenden Autos, keine wuselnden Menschen, die mit klappernden Absätzen an dir vorbeirauschen. Es gibt nur dich und das kleine Mädchen vor dir - Happy. Sie ist es, die mit ihrem sonnigen Lächeln jeden Gedanken an Stress weg bläst, sanft und doch bestimmt, wie der Wind seine golden funkelnden Septemberblätter. "Nachdem ich mich zwei, drei Mal verfahren habe -." Du kannst dir ein Grinsen nicht verkneifen. "Lief alles wie am Schnürchen!" Du spürst, wie sie deine Hand nimmt und dich dann eifrig mit sich zieht, durch das Tor hindurch, hinein in einen hübschen Garten, auf ein weiß gestrichenes Haus zu. An diesem Ort kannst du gar nicht anders, als glücklich sein. 
Der Geruch von Kaffee weht dir entgegen, von Kaffee und frischem Gebäck und Erdbeermarmelade. Und was ist das? Der Duft von heißer Schokolade? Dir läuft das Wasser im Mund zusammen und bald sollen jene, deine Sinne umschmeichelnden Gerüche Gestalt annehmen, denn du erkennst einen hübschen, reichlich gedeckten Tisch.

"Wow, hast du das alles so hübsch hergerichtet?" Entfährt es begeistert deinem Mund, während der angenehm milde Wind kontinuierlich die köstlichsten Geschmacksnuancen zu dir hinüber weht. Dein Magen knurrt, du kannst es kaum erwarten dir eines der frischen Croissants zu genehmigen und von Happys hausgemachter Marmelade zu probieren. "Ich würde sagen, dass ist gerade ziemlich relativ-."entgegnet das Elfenhafte Mädchen und setzt sich auf einen der beiden Stühle vor dem Tisch. Obwohl du dir nicht sicher bist, was sie mit diesen Worten meint, gehst du nicht weiter darauf ein.  "Bitte, mach es dir bequem!" Happys Lächeln ist unvermindert, als sie fortfährt. "Kaffee, Heiße Schokolade oder Tee? Es gibt auch frisch gepressten Orangensaft!" Sie schwenkt eine silberne Kanne fragend hin und her. Obwohl alles mehr als verlockend klingt, entscheidest du dich schließlich für Ersteres. "Kaffee, danke!", sagst du und nimmst neben ihr Platz. Sie schenkt dir ein und summt dabei munter vor sich hin. Du kennst die Melodie, deine Mutter hat sie dir, als du noch ein kleines Kind warst, öfter vorgesungen und sie in diesem Augenblick zu vernehmen lässt ein wohliges Kribbeln in deiner Magengrube aufsteigen. Du fragst dich, warum du eigentlich nicht öfter hier bist, hier an einem Ort, an dem es Schoko-Croissants regnet, frische Milch und duftende Rosensträuße, die ihre pittoresken Köpfchen ehrfurchtsvoll in deine Richtung neigen. 
"Bedien dich!", kaut Happy ausgelassen, zwischen den Zähnen bereits ein backwarmes Croissant, nachdem sie dir deinen Kaffee eingeschenkt hat. Du greifst nach einer kleinen Schale Apfelkompott. "Hmmm - Happy, du hast dich mal wieder selbst übertroffen!", sagst du, als die Mischung aus lauwarmen, weichen Äpfeln, Zimt und Zucker deinen Gaumen streichelt.
"Wie ich bereits sagte - alles relativ!", meint das Mädchen und streicht sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie ein Glas heiße Schokolade in sich hineinschüttet und danach aussieht, als wäre ihr geradewegs ein dunkelbrauner Schnauzer gewachsen. Du bist kurz verwirrt - was meint Happy nur immer mit ihrem "alles relativ"? Doch du schüttelst diese Frage erneut ab und fährst fort, nachdem du den silbernen Löffel des Apfelkompott wieder in seine Schüssel zurückgelegt hast. "Werden es heute eigentlich nur wir Zwei sein?", verträumt wirfst du zwei Stück Zucker in deinen Kaffee.
Das kleine Mädchen blickt von ihrem Teller hoch, auf dem sich bereits Brötchen, Laugengebäck und Süßes stapelt. "Aber du weißt doch, dass das ganz allein in deinem Ermessen liegt!", erwidert es mit vollem Mund. Und schlagartig fällt es dir wieder ein: stimmt, dass alles hier ist deine Realität, du allein bestimmst was in ihr passiert. Da ist es nur verständlich, dass Happy die ganze Zeit darauf beharrte, dass doch alles relativ sei! Schließlich warst du diejenige, die den reichlich gedeckten Tisch in ihre Erfahrung zog. Somit bist  auch du die Quelle aller Leckereien, die nun auf ihm zu finden sind. Du schnappst dir ein saftiges Schoko-Croissant, beißt herzhaft hinein und als du deinen Kopf wieder Happy zuwendest, stellst du fest, dass das Kind, die Personifikation der Glückseligkeit, verschwunden ist. An seiner Stelle, und dein Herz beginnt bei dieser Erkenntnis freudig zu flattern, sitzt nun der wohl wichtigste Mensch in deinem Leben und grinst von einem Ohr zum anderen. Er nimmt deine Hand zwischen seine, seine Haut fühlt sich weich und warm an und du genießt das wohlige Kribbeln, dass nun durch deine Fingerspitzen fährt. Du weißt, dass er nichts sagen wird, dass er nur dort sitzen wird und dich ansieht, dich mit seinen Augen sanft liebkost und darauf wartet, bis du zulässt das das Schweigen zwischen euch durchbrochen wird. Doch das ist nicht deine Absicht. Denn in der Stille fühlst du die Geschmeidigkeit seiner Haut umso deutlicher, du fühlst seine Hände und wie sie dir über die Wange streichen. Bald haben sich seine Arme um deinen Oberkörper geschlungen, er hält dich ganz fest, gibt dir mit jedem Muskel zu verstehen, dass er dich beschützen, nicht loslassen wird. Nicht, solange du es nicht willst. Er fährt mit seinen Händen durch dein Haar, jede seiner Berührungen ist magisch, hinterlässt ein wohliges Prickeln, als würde soeben feinster Sternen-Staub auf jeden Zentimeter deiner Haut hinab regnen. Er drückt dich an sich, nun fällt auch der letzte dich bedrückende Ballast von dir ab, du vergisst die Welt um dich herum, die Zeit bleibt stehen. Es ist, als wärst du plötzlich schwerelos, zusammen mit ihm, dem wichtigsten Menschen in deinem Leben, dem Menschen den du liebst, dem Menschen der für dich die Welt bedeutet. Du schließt voller Vertrauen die Augen und dann - küsst er dich. Und es ist so wundervoll und überirdisch schön, dass es sich wie euer erster Kuss anfühlt. Dein Herz jubiliert, während sich deine Hände in seinen Haaren vergraben und du gar nicht genug bekommen kannst, von dem süßlichen Geschmack seiner Lippen, die da gerade so zärtlich auf den Deinen liegen, sanft und doch bestimmt an ihnen knabbern, zu deinem Hals hinüber fahren und denselben mit hunderten von Küssen benetzen, die dich in förmliche Glücks-Ektase katapultieren. 

Du musst lachen, er fällt mit ein und dann kugelt ihr euch auch schon im körnig feinen Sand eines langen, hellen Sandstrandes um dort euren Kuss fortzusetzten. Um euch ist das Rauschen der Meereswellen, das schwache Fiepen einiger Möwen. Ihr seid ganz allein, niemand kann euch dabei zusehen, wie ihr eure Körper in den trockenen Sand grabt, der eure Fingerzwischenräume durchdringt. In deinen Haaren verfängt sich der Duft der Seeluft - mild und doch würzig und du gibst dich ganz und gar diesem überirdischen Gefühl hin, das so schön und rein ist, dass du nicht glauben kannst das etwas so wundervolles unter deiner Brust - einem tanzenden Freudenfeuer gleich - aufflackern kann. In minütlichen Abständen schlägst du deine Augen auf um festzuhalten, dass ihr euch soeben   alle paar Minuten küssend von einem Ort zum anderen bewegt: Ein Kuss in Paris, die Seine fließt sanft säuselnd an euch vorbei, gibt euch ihre bewundernde Zustimmung. Dann - London, Hyde Park oder war es doch Piccadilly Circus? Oder beides?  Menschen wuseln an euch vorbei, während ihr in vollendeter Zeitlupe euren magischen Kuss fortführt. New York, Lichter blinken - er küsst dich, sanft, manchmal fordernd, drückt dich sachte an sich, lässt dich nicht los. Niemals. Venedig - ein Schwarm Tauben stößt dem Himmel entgegen, ein Himmel umschmeichelt vom Rot einer untergehenden Abendsonne, betupft mit feinen Schwaden Wolkendunstes und dann - ganz plötzlich - seid ihr wieder in Happys vom flüsternden Herbstwind bewachten Garten. Ein Tisch, reichlich gedeckt. Zwei Stühle. Zwei Menschen. Doch es ist wieder Happy, die dich nun von ihrem Stuhl anlächelt."Na?", sie zwinkert dir zu und grinst breit. "Hattest du eine gute Zeit?" Auch wenn du noch etwas benebelt bist vor Glück nickst du und bringst ein: "Ist das eine ernst gemeinte Frage?" Zustande. Sie grinst nur noch breiter. "Hat das Glück geschmeckt?" 
"Es war vortrefflich!", entgegnest du. Happy sieht zufrieden drein. "Und - wann kommst du wieder zum Frühstücken vorbei? Du weißt, meine Türen stehen dir immer offen!" "Ich würde am liebsten gar nicht gehen!", sagst du und musst lachen. "Wirklich, kann ich nicht für immer bleiben?"
"Bist du glücklich?", fragt das Mädchen darauf und ihre blauen Augen mustern dich aufmerksam.
"Jetzt?" 
"Wann denn sonst? Alles was es wirklich gibt, was existiert, existiert hat und immer existieren wird ist doch nur: jetzt! "
"Ja, bin ich!", entgegnest du ohne zu zögern.
"Na dann - kann ich dich guten Gewissens in die Realität zurücklassen - denn du musst verstehen, wenn du hier glücklich sein kannst, wenn du dazu im Stande bist das Gefühl des Glücks zu erzeugen - dann kannst du es überall. Wirklich! Und wenn nicht - kommst du einfach wieder hier her und frühstückst Glück, so einfach ist das!" Sie nimmt sich deine Hand auf ebenso bestimmte Weise, wie sie das schon tat, als sie dich in ihr kleines Reich gezogen hat und führt dich durch das Rosen umwucherte Tor zurück auf die Straße. 
Du bist fast ein wenig enttäuscht, doch Happy schüttelt nur energisch den Kopf. "Fühlst du es? Fühlst du dieses Gefühl? Glückseligkeit?"
Du horchst in dich und ... ja, tatsächlich: da ist es, wie eine lodernde Flamme tänzelt es um deine beschwingte Seele. Du musst gar nicht antworten, denn das kleine Mädchen liest aus deinem Lächeln ab, was sie wissen möchte. 
"Na siehst du, es gehört dir, du kannst es behalten, für immer - und vergiss nicht: Du musst das Glück kennen, bevor es dir überall begegnen kann!" 


NOTIERT ... 

Hinter dieser Geschichte steckt bewusst mehr, als man auf den ersten Blick erkennen mag ... Sie erzählt von der Fähigkeit sich seine eigene "Glückswelt" zu erschaffen, in die man sich bei Bedarf begeben kann, um daraus das Gefühl der Glückseligkeit mitzunehmen, um auch im Alltag glücklicher zu sein.  Man muss, wie Happy sagte, das Glück kennen, um ihm zu begegnen. Also erzählt es auch vom Gesetzt der Resonanz, welches darauf beruht, dass Gleiches Gleiches anzieht. Bist du glücklich, wirst du Menschen und Situationen begegnen, die es ebenfalls sind. 

     

1 Kommentar:

  1. Super schöne Bilder :) Bei dem ersten bekommt man ja total Hunger :D
    Zum lesen/anhören habe ich leider grade keine Zeit, aber das wäre ich später noch tun :)

    Liebste Grüße,
    http://dieschoenstenromanewerdenerlebt.blogspot.de/

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