Montag, 16. Juli 2012
"Moin, Queen Mary! " Zauberhafter Moment des Tages 15.07.2012
Ich muss euch etwas gestehen, meine mir geliebten Freunde und nun schon treuen Leser: Hamburg überraschte mich an diesem Sonntag sehr! Ich war ganz perplex als ich, wie üblich graue Wolkenfetzen erwartend und einen kühlen Sturmwind, der mir mit seinem ewigen Gejammer in den Ohren liegt, vor meine Haustür in Eimsbüttel trat und plötzlich ein Schwall Sonnenlicht auf mich hinab flutete, sodass mir die Augen brannten, als hätten sie die letzten Wochen in einstimmiger Dunkelheit verbracht!
Es war, als hätte sich Hamburg seine Sonntagskleidung angelegt - das hübsche Gelbe nämlich, mit den funkelnden Glitzersteinchen und dem charmanten, blumenartigen Geruch, der nun jeden Passanten in höchste Verzückung versetzte! Hinfort war all das Grau der letzten Tage, hinfort das immerwährende Klagelied des Windes, der an jenem Tag nur sanft über meine Wangen streichelte, als wollte er sich für das schlechte Benehmen in den letzten Tagen mit großem Bedauern entschuldigen. Ich wandelte wie in Trance, konnte nicht fassen wie übermächtig sich die Sonne am Himmel zeigte und sich das Blau dort oben nur mit ein paar weißen Schäfchenwolken teilte. Angespornt durch dieses fast schon seltene Glückswetter (Glückswetter=Endorphine sprießen lassendes Wohlfühlwetter) führte mich mein Weg zum Hamburger Hafen, wo ich zunächst auf einen kleinen Anwohnerflohmarkt stieß, der sich gerade in seinen finalen Zügen befand. "Alles einen Euro!", hallte es von allen Seiten her und prompt blieb ich, angelockt durch dieses gewinnverheißende Angebot, an einem kleinen Stand stehen und betrachtete die dort ausgestellten alten Bilder, Skulpturen, Schallplatten und anderen Krimskrams. Ehe ich mich versah, hatte mich die Verkäuferin auch schon zum Kauf einer kleinen, hübschen Holzeule überredet, die für den Preis von 50Cent schon fast von alleine in die Weiten meiner Tasche flog und bald einen Platz auf meinem heimischen Schreibtisch finden wird, wo sie mich, als Personifikation der Weisheitsgöttin Athene, hoffentlich zu großen Romanen inspirieren wird!
Dann ging es auch schon weiter, immer dem Strom an Menschen folgend, der sich wie von einem unsichtbaren Magnet gezogen Richtung Hafen bewegte, in kollektivem Gebrabbel vereint. Bald schon konnte man den Grund für derartig ausladende Pilgerschaften erkennen: imposant ragte ein majestätisches Passagierschiff gegen den Himmel - die Queen Mary war in Hamburg eingezogen und lies ihr weißes Kleid von der Sonne in gekonnte Szene setzen.
Unweigerlich musste ich an den Film "Titanic" denken, dann an mich und meinen Freund und wie er mich, begleitet von Celin Dions "My Heart will go on" wild romantisch über die Reling hält! Oder noch besser: wie ich mit voller Inbrunst "Ich bin die Königin der Welt!", über die Elbe hinweg brülle, während ich wie ein hyperaktives Äffchen am Geländer auf- und abklettere. Leider blieb mir der Zutritt zur Queen verwehrt und so konnte ich mich lediglich unter die tausend anderen Begutachter mischen, die mit vor Ehrfurcht geweiteten Augen unterhalb der schicken Mary wie Ameisen herumwuselten und gar nicht genug davon bekommen konnten den entfernten Schattenrissen auf ihren Terrassen mit komplizierten Verrenkungen immer und immer wieder zuzuwinken.
Vom Hafen ging es dann zum Jungfernstieg, wo das Duckstein-Festival noch in vollem Gange war.
Mit kräftigen Schritten bewegte ich mich auf die "Theaterbühne" zu, in den Händen einen duftenden Becher Chai von "Coffee Balzac" dessen einzigartig orientalische Würze bis jetzt noch kein anderer Coffeeshop der Welt übertroffen hat! Wirklich! Dieses Gebräu hat einen fast schon magischen Glücksfaktor in sich verrührt, der jeden Koster zu lauten "Oh!"s, "Ah"s und "Hmmm!"s verführt! Doch fahren wir fort!
Eine dichte Traube an Menschen hatte sich auch schon an der verhältnismäßig kleinen Theaterbühne zusammengefunden. Das war ja was! Kaum sagte in Hamburg die Sonne "Hallo!" kam selbst der letzte Einsiedler aus seinem Loch gekrochen und badete sich unter dem warmen Glück des Himmels. Doch mit vorsichtigem Einsatz meines Ellenbogens erkämpfte ich mir, trotz hoher Nachfrage, den Zugang zur vordersten Front und - war entzückt, erheitert für einige Augenblicke entführt in eine Welt voller Komik und Spaß, kniffliger Jonglagekunststücke, atemberaubender Akrobatik und unverkennbarem Charm! Die beiden Künstler von "extraart" hatten mich ganz für sich gewonnen, denn sie waren - wie auch schon das Begleithäftchen zum Ducksteinfestival proklamiert - einfach zum "Schieflachen komisch"! Und wenn der ein oder andere nun auch ein erheitertes Lächeln auf den Lippen trägt, ist mir meine Mission für heute geglückt!
In diesem Sinne auf bald, meine teuren Freunde!
xx N
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